Eno, Dylan, Nash

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Gute Lieder werden immer wieder von anderen Musikern interpretiert. Das gehört zum Pop-Geschäft. Aber gleich ganze Platten eines Künstlers neu einzuspielen, das ist eher ungewöhnlich. Hier sind vier Beispiele, bei denen die Originale von Eno, Dylan, Nash und Newbury neu interpretiert wurden. Die Ergebnisse erreichen oder übertreffen die Originale.

Taking Tiger Mountain (by Strategy)

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Bei einem Konzert in San Francisco bekam Brian Eno eine CD in die Hand gedrückt. Am nächsten Morgen hörte er sie an – und war beeindruckt. Doug Hilsinger und Caroleen Beatty hatten sein Album „Taking Tiger Mountain by Strategy“ komplett neu eingespielt. Der Meister des Artrock war beeindruckt. „How sweet! How touching! How sympathetically done!“, schwärmt er. Beatty hatte schon als Frontfrau bei den Bedlam Rovers und Waycross glanztaten vollbracht. Bei Waycross hatte die Sängerin den Multiinstrumentalisten Hilsinger kennengelernt. Vereint machten sie sich daran Enos sperriges Werk neu einzuspielen. Und siehe, es ward mindestens so gut wie das Original. Die CD von Beatty und Hilsinger wird heute teuer gehandelt. Glücklich, wer sie besitzt.

John Wesley Harding

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Mit der countrylastigen, in Nashville produzierten – Platte John Wesley Harding kehrte Bob Dylan 1968 nach längerer Pause ins Musikgeschäft zurück. Das Comeback lasse einen „zu genialer Einfachheit gereiften Rockmusiker erkennen“, meint das Rock-Lexikon. Mit All Allong The Watchtower enthalt die Platte einen der meistgecoverten songs des Meisters. Die britische Singer-Songwriterin Thea Gilmore nahm sich 2011 gleich das ganze Album vor. Entstanden ist ein Werk, das nicht sklavisch an den Vorbildern klebt, sich aber auch nicht weit von ihnen entfernt. Sie zeigt einmal mehr, welche Magie Dylans Songs entfalten können, wenn sie jemand singt, der singen kann. Joan Beaz hatte das zuerst vorgemacht. Entstanden ist eine CD, die man gar nicht mehr aus dem Player nehmen mag.

https://youtu.be/iqmLH9N-j7o

 

Songs For Beginners

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Grahman Nash hatte mit den Hollies und der Supergrpup mit Crosby, Stills und Young bereits Musikgeschichte geschrieben, als er 1971 seine erste Soloplatte veröffentlichte: Songs For Beginners. Mit „Chicago“ enthielt sie seinen erfolgreichsten Song. 39 Jahre später spielten mehrere Musiker auf Initiative der Nash-Tochter Nile das komplette Album unter dem neuen Titel „Be Yourself“ neu ein. Das neue Werk steht nicht hinter dem alten zurück. Sleepy Sun liefern eine großartige Version von „Chicago“, Vetiver glänzen mit „I Used To Be A King“ und Bonnie ‚Prince‘ Billy ist bei „Simple Man (Hombre Sencillo) von gewohnter Klasse.

Frisco Mabel Joy

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Mickey Newbury hat ergreifend schöne Balladen geschrieben. 1971 brachte er die Platte „Frisco Mabel Joy“ heraus. Der Rolling Stone schwärmte von dem Country-Sänger mit den „Qualitäten eines Soulkünstlers“. Auf der Platte ist das Medley „American Trilogy“ aus den Südstaaten-Hymne „Dixie“, dem Schlachtgesang der Lincoln-Truppen „Bettle Hymn Of The Republic“ und des Sklavensongs „All My Trials“. Mitte der 1970er Jahre beendete Elvis Presley seine Shows mit dieser Newbury-Komposition. Unter der Regie von Walkabouts-Chef Chris Eckman spielten mehrere Bands und Musiker die Platte für das Glitterhouse-Label neu ein. Newbury sollte als einer von Americas größten Songwritern gewürdigt werden. Mit dabei sind – neben den Walkabouts – Bill Frisell, Garry Heffern und Chuck Prophet sowie Kris Kristofferson mit einem Bonus-Track. Die Melancholiker des norwegischen Midnight Choir interpretieren „An American Trilogy“ – ganz große Kunst.

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