CD Boxen

Die dicksten Dinger

Musiksammler werden mit Boxen bedient, die Bekanntes und noch viel lieber bis dahin Unbekanntes der Künstler ihrer Begierde liefern. Die dicksten Dinger liefert Bear Family. Cherry Red mit seinen vielen Unterlabels für Ausgefallenes ist auch nicht schlecht. Und Ear-Books bedient Ohren und Augen zugleich.

Man schaue sich nur die beiden Fats Domino-Boxen der Bärenfamilie an, die beide inzwischen neu nicht mehr zu haben sind. Die erste Ausgabe hatte auf acht CDs alles, was der korpulente Klavierspieler für Imperial Records in die Tasten gehauen hatte. In der zweiten Auflage kamen noch die ABC Recordings dazu. Zwölf vollgepackte CDs waren es diesmal. Beide Boxen warten mit dicken Büchern über Fats auf.

Von Waldeck bis Istanbul

Ein für die bundesdeutsche Musikkultur einzigartiges Dokument ist die Box über das Burg Waldeck Festival 1964-1969. Fast 15 Stunden Liedermacher und Folk präsentiert Bear Family auf 10 CDs, dazu ein Buch, das das Festival ausführlich dokumentiert. Die CDs enthalten eine Diskussion aus dem Jahr 1968. Gestritten wird wortreich darüber, ob schon während der Konzerte diskutiert werden darf.

Cherry Red hat auf seinem Sublabel Grapefruit Schätze des britischen Psych-Pop der späten 1960er Jahre gehoben, die von Bands mit illustren Namen wie „Tales Of Justine“, Electric Banana“, „Shape Of The Rain“ oder „Plastic Penny“ eingespielt wurden. Die bis dahin nur auf obskuren CDs, oft schlicht von den Schallplatten überspielt, oder als sauteures Originalvinyl erhältliche Musik wurden von den Originalbändern sorgfältig aufbereitet, mit zahlreichen Bonustracks versehen und in ausführlichen Booklets erläutert. Ein Beispiel: „The Electric Banana – The Complete de Wolfe Sessions“. Es ist psychedelische Musik, die damals für die Film- und TV-Industrie eingespielt wurde. Mit dabei Phil May (Vokals) und Dick Taylor (Gitarre) von den Pretty Things. Laut May waren die Electric Banana die „avantgardistische Alternative“ zu seiner Hauptband Pretty Things, schreibt Christian Graf in seinem Rock-Musik-Lexikon.

Dicke Dinger sind auch die Ear-Books: Schöne, großformatige Bildbände mit massig Musik. Chris Rea glänzt hier mit „Blue Guitars“. Auf 12 CDs spielt er den Blues in all seinen Facetten. Es handele sich „um eine Zusammenstellung von Songs, die dem Hörer sogar dann gefallen können, wenn er sich nicht mal ansatzweise dem Blues verschrieben hat, weil ziemlich alles – von Motown bis Metal – seine Wurzeln im Blues findet“, erklärt Rea. Sehr schön auch das Ear-Book „The Sound of Istanbul – Crossing The Bridge“. Zu tollen Fotos von der Stadt am Bosporus gibt es auf vier CDs die passende Musik. Herausragend dabei CD vier mit einem Live-Konzert der Band „Baba Zula“. Die spielt einen psychedelischen Orient-Rock, der einen vom Hocker haut.

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert