Rubble, Circus, Piccadilly und Mindexpanders
Die Single, die kleine schwarze Scheibe, die sich 45 mal pro Minute mit dem Plattenteller dreht, erlebte Mitte bis Ende der 1960er Jahre einen Höhenflug: Mit der psychedelischen Musik. Auf CD leben die Single jener Tage weiter. „Circus Days“, Filling The Gap“, „Mindexpanders“, „We Can Fly“, „The Rubble Collection“ oder „Picaadilly Sunshine“ heißt die prallen Boxen, die die Schätze jener Tage bergen.
Überraschend, kurios, großartig
Diese Schatztruhen bergen Überraschendes, Kurioses und Großartiges. Überraschend ist vor allem, welch vielfältige und blühende Psychopop-Szene Endland in jenen Tage hatte. „Peppermint Circus“, „Merlin Q“, „West Coast Delegation“, „Pudding“, „New Formula“ waren die mehr oder weniger fantasie- und anspielungsreichen Namen der Bands. Die Songs hießen „The Candy Shop Is Closed“, „Step Out Of Your Mind“, „Never Play A B-Side“ oder „Dance With The Man In The Teapot“.
Gewinnträchtig
Nachdem die psychedelische Rockmusik in den USA mit Band wie 13th Floor Elevator, The Chocolate Watch Band und Jefferson Airplane populär und erfolgreich geworden war, wurde sie von den Plattenfirmen als gewinnträchtig erkannt. Rasch wurde allen möglichen Musikern das Etikett „psychedelisch“ verpasst. Selbst konventionelle Sänger in Anzug und Krawatte wurden mit Fuzz-Gitarren und Sitarklängen untermalt – und das manchmal gar nicht schlecht.
Die meisten Bands jener Tage hatten ein Kurzes Leben, kamen nicht über ein zwei Singles hinaus. Von Langspielplatten, die immer beliebter wurden, träumten sie vergebens. Aber für manchen Musiker waren diese kurzlebigen Bands das Sprungbrett zum Erfolg. Der Sänger der Gruppe „Episode Six“, die nicht über zwei Singles hinaus kam, wurde später mit Deep Purple berühmt: Ian Gillan. „Episode Six“ waren nicht schlecht, wie ihr Song Lucky Sunday“ belegt, der in der Box „Piccadilly Sunshine dokumentiert ist.
Die CD-Boxen kommen allesamt mit umfangreichen Beiheften daher, die über die Musiker informieren und reich bebildert sind. Die Songs sind von den Singles überspielt, meist in recht guter Qualität, aber nicht immer.
Die umfangreichste Sammlung ist „The Bubble Collection“, die satte 20 CDs umfasst, jede CD mit 16 Titel, dazu zwei Booklets mit zusammen 182 Seiten mit Bandbiografien, Diskografien und raren Fotos. Die „Bubble Collection“ war in den 1980er Jahren auf Vinyl erschienen und ist jetzt von dem Label „Fallout“ auf CD veröffentlicht worden. Enthalten ist amerikanische und europäische psychedelische Musik der späten 1969er Jahre.
„Mindexpanders“ ist eine 6-CD-Box, die einen ambitionierten Überblick über die psychedelische Musik weltweit gibt. Sie enthält Perslen wie „African Battle“ des Afrobeat-Pioniers Manu Dibango, „Shape That Fat“ der Band „Mantis“ von den Fiji-Inseln und „Kosmos“ von der DDR-Band „Thomas Natschinski und seine Gruppe“
„We Can Fly“ versammelt auf 5 CDs „127 Tracks Of Psych Rarities From The ’60s & ’70s“. Enthalten sind auch unbekannte Singles bekannter Bands wie „East Of Eden“, „Cuby & The Blizzards“ oder „The Smoke“. Jede CD hat 22 bis 29 Songs. Über sechs Stunden „vintage groovines“ verspricht das Cover.
„Picadilly Sunshine“ ist eine 11-CD-Box, „A Compendium Of Rare Pop Curios From The British Psychedlic Era“. Eine Fundgrube. „He Want’s To Be A Star“ zum Beispiel von Tin Tin. Die Band des Amerikaners Steve Kipner und des Australiers Steve Groves nahm in England Maurice Gibb von den Bee Gees unter seine Fittiche. Die 11 CD der Box kann übrigens auf dem PC abgespielt werden. Sie enthält zahlreiche rare Fotos und vor allem zehn hinreißende Instrumental-Stücke, die alles auf den anderen zehn CDs in den Schatten stellen: die Band „Woolly Fish Way“ im den Stück „You Like It“ zum Beispiel (und ihr werde es lieben) oder „Ipoh“ mit „In Pirsuit Of Happiness“ oder „Stonehenge“ mit „Stonehenge“ oder „Crocheted Doughnut Ring“ mit „Nice“ – wirklich nice! Alleine wegen dieser zehn Stücke auf der Bonus-CD sollte man sich diese grandiose Box zulegen.
„Filling The Gap“ vereint auf fünf CDs rare Stücke bekannter Bands des psychedelischen Rock aus den USA und England, wie „The BluesMagoos“ oder „Peanut Butter Conspiracy“, die nur auf Singles erschienen sind.
„Circus Days“ bietet auf sechs CDs „Curios From The Great British Psychedelic Era“. Mit dabei: „Los Brincos“, „Spain’s top beat outfit from the mid-sixties“, „Rhubarb Rhubarb“, „Nimrod“, eine englische Band, die ihr Glück in Frankreich versuchte, und „Blue Yogurt“, die „suvived for one single only“, wie es im Booklet heißt