Inselplatten

Annie Humphrey: The Heron Smiled

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Sie singt vom Leid ihres Volkes, singt von “Schnee und Blut und Asche / Und Träumen zu stark um zu sterben”. Sie singt mit trauriger Stimme zu wunderschönen Melodien.Sie singt mit trauriger stimme zu wunderschönen Melodien. Annie Humphrey ist Ojibwe-Indianerin. Sie wuchs in einen Reservat Nord-Minnesota auf. In ihren Songs beschreibt sie das Schicksal ihres Volkes und setzt sie sich für ökologische Belange ein. Sie gilt als eine der talentiertesten Singer/Songwriterinnen der Native American Music. Für ihr Album „The Heron Smiled“ wurde sie 2001 mit dem Native American Music Award Female Artist Of The Year ausgezeichnet. Eine Platte für die Insel. Zwei Stücke untermalt John Trudell mit seinem Sprechgesang. Trudell war in den 1979er Jahren führender Aktivist des American Indian Movement.

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The Heron Smiled von Annie Humphrey ist einen Platte für die Insel. Das Nachfolgealbum Edge of America ist auch nicht schlecht.

 

David Munyon: Acrylic Teepees & Meanwhile Back in Japan

Der Singer-Sonwriter mit der samtenen Stimme und den eingängigen Melodien David Munyon ist gleich mit zwei Platten reif für die Insel: Acrylic Teepees von 1996 (Glitterhouse) und Meanwhile Back in Japan (mit Mary’s Band) von 2010 (mobilehomerecords).

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Acrylic Teepees verbreitet Lagerfeuerromatik.  Al Perkins untermalt Munyons  Gesang mit schwebenden Klängen von Dobro und Lap Steel. Gleich das erste Stück „Super Blue“ schmeichelt sich in die Gehörgänge. Es ist ganz große Songwriterkunst, die Munyon auf Acrylic Teepees bietet.

Mit Mary’s Band präsentiert er sich auf Meanwhile Back in Japan noch abwechslungsreicher. Zu This Is California Baby bläst Tony Ardin ein hübsches Saxophon und Dagmar Wirtz unterstreicht mit ihren Backing Vocals Munyons samtweichen Gesang. Auf Song For Dora Mae ranken sich wunderbare Backing Vocals von Paul Manzi um Munyons Gesang und Mick Hutchings spielt dazu eine schwebende Gitarre. Munyon hat viele CDs Solo eingespielt und jüngst auf Big Shoes schöne Coverversionen bekannter Stücke präsentiert, doch diese beiden Inselplatten sind seine mit Abstand besten Werke. Mit Band klingen seine beeindruckenden Stücke noch um einiges besser.

Munyon stammt aus den USA, ist in Europa aber weitaus beliebter als in seiner Heimat. Seine Songs sind ein wohlklingendes Gebräu aus Folk, Country und Blues, das durch seine markante, samtene Stimme veredelt wird. Seine Songwriterkünste werden auch von weitaus berühmterenen Kollegen geschätzt. Eric Burdon etwa hat mehrere Munyon-Songs in seinem Repertoire.

Warren Zevon: The Wind

Vom Tode gezeichnet hat Warren Zevon mit „The Wind“ im Jahr 2003 sein Meisterstück abgeliefert. Nur elf Tage nach Veröffentlichung der mit brüchiger Stimme eingesungenen CD erlag er dem Krebs, der seine Lunge zerfressen hatte. Freunde und Verehrer waren zu ihm ins Studio gepilgert, um mit ihm seine letzte Platte aufzunehmen: Bruce Springsteen, Tom Petty, Ry Cooder, Jackson Browne, Emmylou Harris, Don Henley, T-Bone Burnett, Joe Walsh, David Lindley….“Es war eine bittersüße Erfahrung. Da kamen so viel Liebe und Respekt rüber. Die Umstände waren furchtbar traurig, aber er machte das, was er am meisten liebte: Musik“, berichtetet sein Verleger Denny Goldberg, auf dessen Label Artemis Zevons letzte Platte erschienen ist.

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Der „brillante Spötter und Zyniker“  (Rolling Stone) nahm als einzige Fremdkomposition Dylans „Knockin‘ On Heaven’s Door“  unter die 11 Songs von The Wind. Gänsehauterzeugend singt er den Song mit brüchiger Stimme, die von der Slide-Gitarre Randy Mitchels und gleich fünfköpfigem Backgroundchor umschmeichelt wird.  Die übrigen zehn Stück zeigen die Qualitäten des Songwriters. Es wurde das erfolgreichste Album seiner Karriere. Als bestes Folk-Album wurde es mit einem Grammy ausgezeichnet. Für den mit Springsteen aufgenommenen Song „Disorder In The House“ erhielt er einen Grammy als besten Rocksong. Zevon singt mit aller verbliebenen Kraft und springsteen lässt die E-Gitarre kräftig jaulen. Bei „She’s Too Good For Me“ singt Eagle Don Henley betörend im HintergrundAuf „Dirty Life And Times“ lässt Ry Cooder die Slide-Gitarre scheppern. Das bedrohliche „Prissen Groove“ unterstreichen Ry Cooder an der Slide-Gitarre und David Lindley an der electric Saz. Im Hintergrund tönt unheimlich ein Chor aus Sohn Jordan, Bruce Springsteen, Jackson Browne, Billy Bob Thornton und T-Bone Burnett. Mit Tom Petty als Backgroundsänger gibt er Party für „The Rest Of The Night“. Emmylou Harris untermalt mit ihrem himmlischen Gesang „Please Stay“, Gil Bernal spielt dazu ein überirdisches Saxophon. Joe Walsh spielt zu Rub Me Raw eine harsche Slide während Zevon noch einmal alle Kraft in seine Stimme legt. Melancholisch endet die Scheibe mit „Keep Me In Your Heart“. Ja, Zevon, tun wir.

Waren Zevon war es auch vor seinem letzten Werk immer wirder gelungen, prominente Musiker für seine Platten zu gewinnen. An seinem zweitbesten Werk Sentimental Hygiene wirkten Bob Dylan, Neil Young, Jennifer Warnes und Mitglieder der Red Hot Chili Peppers, Tom Pettys Heartbreakter und R.E.M. mit.

Gay & Terry Woods: The Time Is Right

Sie galten als die irische Ausgabe von Linda & Richard Thompson: Gay & Terry Woods. Mit der Platte „The Time Is Right“ hat das irische Duo 1976 sein Meisterwerk abgeliefert, das bis heute leider nicht auf CD erschienen ist. Sie verbinden irisch-englische Folk-Musik mit Rock und Country. Zur Seite steht ihnen eine exzellente Band um die Folk-Urgesteine Dave Mattacks (Drums) und Dave Pegg (Bass), aus der B.J. Cole an Dobro und Steel und Brian Golbey an der Fiddle herausragen. Bestechend der Harmoniegesang von Gay und Terry. Terry erdet Gays himmlische Stimme. Unter den zehn Stücken gibt es keinen Ausfall. Das gänsehauterzeugende Traditional „The Brown Girl“ ragen heraus und  „Nordwinds“, die Gay wunderbar melancholisch blasen lässt. Das Instrumental „Redlake Piker“ zeigt wie grandios die Band ist. Terry leitet das Stück mit einem beeindruckenden Banjo-Solo ein, die Band steigt dann mit einem Sogwirkung erzeugenden Rhythmus ein.

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Terry Woods gehört zu den Pionieren der irisch-englischen Folkrockszene. Er spielte zunächst bei der Band Sweeney’s Man und gehörte anschließend mit seiner Frau Gay zu den Gründern von Steeleye Span, deren klassisches Debüt aus dem Jahre 1970 “ Hark! The Village Wait“ sie prägten. Sie verließen Steeleye Span nach dieser Scheibe und gründete die Woods Band, mit der sei einige Alben einspielten bevor sie als Duo weitermachten. „The Time Is Right“ war ihr letztes gemeinsames Werk. Gay und Terry gingen von nun an getrennte Wege. Terry stieg bei den irischen Folkpunkern „The Pogues“ ein. Gay formierte mit Trevor Knight die New Wave-Band Auto Da Fe, die von Thin Lizzy-Chef Phil Lynott gefördert wurde. Später kehrte sie als Sängerin zu Steeleye Span zurück.

Ein Gedanke zu „Inselplatten

  1. Hallo Bruno,
    schöne und lohnenswerte Tipps! Übrigens gibt es von David Munyon bei Stockfisch hörenswerte Veröffentlichungen – habe ihn auch auf den Linn-Samplern gefunden und finde auch seine erste CD bei Glitterhouse Records Codename Jumper ganz hervorragend – wenn Du Interesse hast, kann ich Dir die mailorder only CD von 1995, die inzwischen vergriffen ist, mal überlassen – die lohnt sich echt auch. Bin seit Jahren großen Munyon Fan.
    Die CD vom leider viel zu früh verstorbenen Warren Zevon werde ich mir mal anhören – ich fand seine Songs bisweilen schwierig zu verstehen und nicht so eingängig wie z.B. David Munyon.
    Liebe Grüße und mach weiter diese interessante Seite, da werden viele Musikinteressierte ihre Freude dran haben.
    Stefan Mo

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