Gitarrenhelden

Die anderen Götter

Gitarrengott Eric Clapton feiert am 30. März 2020 seinen 75. Geburtstag. Doch es gibt andere Götter neben ihm. Hier sind fünf, die weniger im Rampenlicht stehen, aber weit vielseitiger sind als der in Ehren ergraute Bluesrocker: Henry Kaiser, David Lindley, Snowy White, Chris Spedding und Bonnie Raitt.

Der Exprimentierfreudige

Henry Kaiser, Jahrgang 1952, ist experimentierfreudig. Auf der CD „Those Who Know History Are Doomed To Repeat It“ zelebriert er eine über 30 Minuten lange Version des Greatful Dead Klassikers Dark Star, die selbst den in langen Soli geübten Dead-Saitenstar Jerry Garcia den Schweiß auf die Stirn getrieben hätte. Mit David Lindley war Kaiser in Norwegen und Madagaskar unterwegs, um mit einheimischen Musikern traditionelle und populäre Musik aufzunehmen.

Der Saitenvirtuose

David Lindley, Jahrgang 1944, ist ein Saitenvirtuose, der auf zahllosen Platten mitgewirkt hat. Mit der Hippieband Kaleidoskope hatte er Mitte der 1960er Jahre ein Gebräu aus Rock-, Country und orientalischen Klängen erfunden. Mit seiner Band El Rayo-X spielte er eine vom Reggae beeinflusste Rockmusik. Mit Jackson Browne, mit dem er oft zusammengearbeitet hat, war er 2006 auf Tour in Spanien. Die Konzerte sind auf der Doppel-CD „Love Is Strange“ dokumentiert. Darauf ist auch eine schöne Version des Mercury Blues, Lindleys größtem Hit. Mit dem Drumer Wally Ingram war Lindley Ende der 1990er Jahre auf Tour. Die Live-CD „Twango Bango Deluxe“ zeigt, zu welchen Höhenflügen zwei Könner auf ihren Instrumenten abheben können.

Der die Klänge schweben lässt

Snowy White, Jahrgang 1948, spielte die Gitarren bei Bands wie Thin Lizzy oder Pink Floyd. Mit seiner eigenen Gruppe „The White Flames“ veröffentlichte er immer wieder vorzügliche Platten. Wie die Gitarren-Legende Peter Green kann er seinem Instrument wunderbar schwebende Klänge entlocken. Man höre nur den „Midnight Blues“ auf der CD „No Faith Required“ von Snowy White and the White Flames. White veredelte Greens Comeback-Platte „In The Skies“.

Guitar Jamboree

Chris Spedding, Jahrgang 1944, zupfte die Saiten für Roxy Musik, Elton John, Brian Eno, Jack Bruce, Tom Waits oder Marianne Faithfull. Seine ersten Schritte tat er bei der britischen Jazz-Rock-Formation „Nukleus“. Mit dem früheren Free-Bassisten Andy Fraser gründete er die Band „Sharks“. Charterfolge feierte er mit „Motorbiking“ von seiner selbstbetitelten Soloplatte. Darauf ist auch das „Guitar Jamboree, in dem er die Gitarren-Heroen des Rock genial zitiert.

Eine Göttin an der Gitarre

Es gibt auch Gitarren-Göttingen. Zum Beispiel Bonnie Raitt, Jahrgang 1949. Nach langer Durststrecke kam 1989 ihr Durchbruch mit dem Album „Nick Of Time“. Sie ist eine vorzüglich Slide-Gitarristin und ausgezeichnete Sängerin. Für ihr Duett mit John Lee Hooker „I‘m In The Modd“ wurde sie mit einem Grammy ausgezeichnet. Einen schönen Überblick über ihr Werk gibt die CD „The Bonnie Raitt Collection“ mit einer ergreifenden Live-Fassung von Angel From Montgommery“ mit dem Verfasser des Songs John Prine.

Helden der Blues-Gitarre

Eine Parade hervorragender Blues-Gitarristen ist die Audio‘s Audiophile-CD „Best Blues Guitars“ in allerfeinster Klangqualität. Unter den dort versammelten Saitenkünstlern ist auch Todor „Tosche“ Todorovic, der bei der Blues Company die Gitarre spielt. Er spielt sie so gefühlvoll wie Snowy White oder Peter Green, dessen „Albatros“ er übrigens auch schon kongenial nachgespielt hat.

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