Bucky Halker: Anywhere But Utah – Songs Of Joe Hill
Gut 100 Jahre nach der Ermordung von Joe Hill erinnert der Folksänger Bucky Halker mit einer CD an den legendären Arbeitersänger, von dem es heißt, dass er niemals gestorben ist.
Song für das „Rebel Girl“
Er habe verschiedene Musikstile gewählt, um das Werk von Joe Hill darzustellen: Musik Hall, Folk, Punk, Choräle, Blasmusik („Marching Band“), Swing, Vaudeville, Alternative Country, Blues und andere, schreibt Halker im so umfangreichen wie informativen Begleitheft zur CD. Hill selbst war nicht der typische Folksänger gewesen. Er hatte gerne auch auf Musik Hall- und Vaudeville-Melodien zurückgegriffen, um seine oft witzigen Texte zu untermalen. Einen Song widmete er Elizabeth Gurley Flynn, dem „Rebel Girl“. Die kommt auf der CD im Originalton kurz zu Wort und kündigt das Lied an, das Joe Hill im Gefängnis schrieb, während er auf seine Exekution wartete.
Auf der CD wird der Song ergreifend von Cathy Richardson gesungen.
Wer war Joe Hill
Joe Hill, geboren am 7. Oktober 1876 als Joel Emmanuel Hägglund, wuchs in bitterer
Armut auf. Er wurde zum Armutsflüchtling: 1902 wanderte er in die USA aus, auf ein besseres Leben hoffend. Daraus wurde nichts. Er schlug sich als Erntehelfer und Seemann durch, arbeitete in Kupferminen und an Schmelzöfen. 1910 schloss er sich den Industrial Workers Of the World an (IWW), die Gewerkschafter wurden Wobblies genannt. In Utah wurde Joe Hill am 10. Januar 1914 verhaftet. Am selben Tag waren ein Lebensmittelhändler und sein Sohn von zwei Maskierten erschossen worden. Auf ihre Mörder hatten sie eine Kugel abgefeuert. Mehrere Verdächtige wurden festgenommen, darunter auch Hill, weil er eine Schussverletzung hatte. Obwohl es keine Beweise gab und ihn keiner der Zeugen zweifelsfrei identifizierte, wurde der Gewerkschafter zum Tode verurteilt – ein Fehlurteil, wie sich später herausstellte. Gegen den Richterspruch erhob sich heftiger Protest, dem sich auch Arbeiter aus konservativen Gewerkschaften, Professoren und Kirchen anschlossen. Selbst der amerikanische Präsident Woodrow Wilson setzte sich für Joe Hill ein. Die Hinrichtung wurde um zwei Wochen verschoben, aber nicht aufgehoben. Am 19. November wurde Joe Hill erschossen. Vier Kugeln durchbohrten sein Herz. Den Schießbefehl für das Exekutionskommando soll er selbst gegeben haben.
Beim gigantischen Hippie-Festival 1969 in Bethel, das als „Woodstock“ in die Geschichte einging, trat die Folk-Sängerin Joan Baez vor das fast eine halbe Million Menschen zählende Publikum und erinnerte mit dem Song „Joe Hill“ an den Arbeitersänger. „‚The Copper Bosses killed you Joe,/
they shot you Joe‘ says I./ ‚Takes more than guns to kill a man’/Says Joe ‚I didn’t die’/
Says Joe ‚I didn’t die’“, heißt es in dem Song.
Die romantische Seite
Bucky Halker kennt sich aus mit der Geschichte der Arbeiterbewegung in den USA. Er ist Doktor der Philosophie und hat über die „Labor History“ promoviert. Das Überraschende in Hills Werk sie die sensible, sensible, unpolitische Seite, schreibt Halker im Begleitheft. Diese Songs wurden in Hills Nachlass gefunden und tragen Titel wie „Come and Take Joy-Ride in My Aeroplane“, „My Dreamland Girl“ oder „Oh Please Let Me Dance This Waltz with You“. Dominierend war – und ist es auch auf der CD – das politische Werk des Arbeitersängers. Sein „Rebel’s Toast“ wird auf der CD übrigens auch auf Deutsch gesprochen, und zwar von Michael Kleff, dem Musikjournalisten, der lang Chefredakteur der deutschen Folk-Zeitschrift „Folker“ war. „Nicht eben gibt sich der Freiheit Weg, und mühsam auch./Von Dornen verstellt, erschwert durch stein und Strauch“, heißt es in dem Toast. Drum solle man sich Schuhe anstreifen. Denn „siegen lässt sich nicht/ohne kräftigen Tritt mit dem festen Schuh“.
Die komplette CD kann übrigens auf der Homepage von Bucky Halker angehört werden: