Die zehn besten Platten
Fairport Convention, Pentangele, Byrds, Bob Dylan, Pogues – sie gehören zu den besten des Folk-Rock. Dieser Musikstils wurde im Jahr 1965 geboren. Die legendäre Szene ist der Auftritt Dylans beim Newport Folk-Festival mit elektrisch verstärkter Band. Elektrische Instrumente hatten in den Blues längst Einzug gehalten. Bei den Folkies waren sie bis dahin verpönt. Bei seinen ersten elektrischen Stücken grifft Dylan auf Mitglieder der Paul Butterfield Blues Band zurück. In England hatte sich bereits in den späten 1950er Jahren mit den Skiffle-Bands eine ähnliche Entwicklung vollzogen. In ihren Anfängen waren hier Blues- und Folk-Rock ebenfalls eng verquickt. Seither hat sich der Folk-Rock als feste Größe in der populären Musik etabliert. Hier sind die zehn schönsten Platten:
1. Fairport Convention: Liege & Life
Mit ihrem Album aus dem Jahr 1969 lieferten die britischen Musiker die beste Folk Rock Platte diesseits und jenseits des Atlantik. Mit Sandy Denny hatte die Band die schönste Stimme der neuen Musikrichtung, mit Richard Thompson ihren besten Gitarristen. Kurz nach ihrem Meisterwerk zerbrach die Gruppe in dieser Zusammensetzung, „denn in der Band waren so viele starke Persönlichkeiten, Songschreiber und musikalische Vorstellungen beisammen, dass sich fast augenblicklich Probleme einstellten“, meint der englische Musikkritiker Robin Denselow.
2. Pentangle: Basket Of Light
Eine betörende Mischung aus englischen Folk-Melodien und Jazz-Einflüssen präsentierten Pentangle. „Basket Of Light“ aus dem Jahr 1969 ist ihr Meisterwerk. Sie standen Fairport Convention kaum nach, verfügten mit Bert Jansch und John Renbourn über Ausnahme-Gitarristen und mit Jacqui McShee über eine herausragende Sängerin. „Basket Of Light“ noch ausschließlich auf akkustischen Instrumenten eingespielt. Erst ab 1979 setzte Renbourne sparsam eine elektrische Gitarre ein.
3. Byrds: Mr. Tambourine Man
Mit dieser Platte von 1965 hielten elektrifizierte Instrumente in den Folk Einzug, noch bevor Bob Dylan zur elektrischen Gitarre griff. Dylans „Mr. Tambourine Man“ wurde in der Byrds-Version zum Hit. Der Sound wurde von der zwölfsaitigen Gitarre Roger McGuinns und dem dreistimmigen Harmoniegesang geprägt. Sänger und Gitarrist David Crosby feiert später mit Crosby, Stills, Nash und Young Triumphe. Der Sound der Byrds soll Dylan dazu gebracht haben, seine Musik elektrisch zu spielen.
4. Bob Dylan: Desire
Nicht „Highway 61 Revisted“ und auch nicht „Bringing It All Back Home“ (in Europa als „Subterranean Homesick Blues“ erschienen) sondern „Desire“ ist die schönste Folk Rock-Platte des Meisters. Sie ist sein musikalisch ausgereiftestes Werk. Emmylou Harris veredelt es mit ihrem Background-Gesang (herzerweichende „One More Cup Of Coffe Before I Go“) und Scarlet Livera spielt eine betörende Violine. Mit dem achtminütigen „Hurricane“ über den wegen Mordes verurteilten Boxer Rubin „Hurricane“ Carter blüht Dylan Sozialkritik wieder auf. Nie war er besser als auf dieser LP.
5. Pogues: Rum, Sodomy & The Slash
Die Iren belebten den Folk-Rock mit einer gehörigen Portion Punk. „Rum, Sodomy & The Slash“ aus dem Jahr 1985 ist die beste ihrer vielen guten Platten. Klasse Versionen von „Dirty Old Town“ und „The Band Played Waltzing Mathilda“ werden geboten. Shane MacGowans trunken Stimme, die von der musikalischen Virtuosität seiner sechs Bandkollegen vorangetrieben wird, machen die Pogues einzigartig. Später stieß noch Terry Woods zu der Band, der und gleich noch bei der Woods Band begegnen wird.
6. Richard & Linda Thompson: Shot Out The Lights
Nach seinem Abschied von Fairport Convention trat Richard Thompson mit seiner Frau Linda als Duo auf. Das Paar hinterließ sieben offizielle Alben, alle vorzüglich, unter denen „Shot Out The Lights herausragt. Es war 1982 der Schwanengesang des Paares, das sich nach den Aufnahmen trennte. „Wall Of Death“ gehört zu den schönsten Folk Rock-Songs, die je geschrieben wurden. Begleitet wurden die Thompsons auf dieser Platte übrigens von den Watersons (Norma, Mike, Lal und Martin Carthy), einer britische Folk-Institution.
The Woods Band: same
Sie wurden nicht so bekannt wie Fairport Convention oder Pentangle, gehören musikalisch aber in die selbe Liga. Das Ehepaar Gay und Terry Woods und ihre Mitspieler liefern eine faszinierende Mischung aus traditioneller irischer Musik und Eigenkompositionen, die eher in Richtung US-amerikanischer Folk gehen. „January’s Snows“ gehört zu den herausragenden Stücken. Gay Woods singt zu der schwermütigen Melodie engelgleich. Gay und Terry machten später als Duett weiter und brachten noch einige schöne Platten heraus, mit denen sie sich nicht hinter Richard und Linda Thompson zu verstecken brauchen.
8. Arlo Guthrie: Outlasting The Blues
Dem Sohn der US-amerikanischen Folk-Ikone Woddy Guthrie gelangen Hits mit dem achtzehnminütigen Talking-Blues „Alice’s Restaurant Massacree“ und der Ballade „City Of New Orleans“ aus der Feder Steve Goodmans. Seine beste Platte ist aber „Outlasting The Blues“, die er 1979 mit der Band Shenandoah einspielte. Er präsentiert einfühlsame Versionen von Pete Seegers „Sailing Down This Golden River“ und Hoyt Axtons „Evangeline“. Arlo selbst schrieb eine Version des Gewerkschaftssongs „Which Side Are You On“, in der es heißt: „Somne men work for little Tings/And Some men work for more/Some men work for anything/And some don’t work at all.“ Mit dieser Platte hat er für die größeren Dinge gearbeitet.
9. Schmetterlinge: Proletenpassion
Was für ein Werk. Drei Stunden lang arbeitet sich die Band aus Wien durch die Revolutionsgeschichte, von den Bauernkriegen über die Revolutionen in Frankreich und Russland bis in die Gegenwart („Supermarkt Song“), ohne eine Sekunde langweilig zu werden. Folk Rock wird zum aufregenden Geschichtsunterricht. Ansprechende Musik und anspruchsvolle Texte verschmelzen zu einen Werk ohne gleichen.
10. Espers: same
Die Band aus Philadelphia klingt auf ihrem Debütalbum aus dem Jahr 2004 „wie eineReinkarnation der britischen Folk-Heroen Pentangle“, schwärmte der deutsche Rolling Stone, der die Band in die Rubrik Freak-Folk einsortierte. Sphärische Melöodien paaren sich mit der Sandy-Denny-gleichen Stimme von Meg Baird. Während von den vielversprechenden Espers schon lange nicht mehr zu hören war, hat Baird eine Solokarriere gestartet und einige schöne Werke abgeliefert. Ihre jüngste Platte „Don’t Weigh Down The Light“ ist unbedingt empfehlenswert.
Gute Folk Platten – ja, aber der Rock kommt bei den meisten etwas zu kurz!
Etwas rockiger und melodischer sind die folgenden 4, die auch zu den Spitzenplatten des Genres gehören:
1. David Munyon – Acrylic Teepees
2. Theodore, Paul & Gabriel – Please Her Please
3. Graham Nash & David Crosby – Same
4. Cowboy Junkies – The Trinity Sessions
und es gibt noch viele, die in die gleiche Liga gehören, wie z. B. Bob Dylan – Blonde on Blonde oder Gene Clark – No Other und die vielen großartigen Richard Thompson LPs sowie etliche LPs von den leider viel zu früh verstorbenen John Martyn, Nick Drake und Tim Buckley(Happy Sad).